Aktuelles

Freckenhorster Werkstätten wichtiger Wirtschaftsfaktor für Stadt und Kreis

Hochkonzentriert sortieren am langen Tisch sitzend acht Frauen und Männer Parfumtester in Probenkoffer ein.


Eine Spezialität der Freckenhorster Werkstätten nicht nur im Advent: Über die florierende Kerzenproduktion informierten sich Benedikt Ruhmöller (r.) und Jörg Stegemann (2. v. l.) bei Bernd Lüttel (l.) und Antonius Wolters (2. v. r.)

Nebenan, in einem durch schwere Kunststoffvorhänge abgetrennten Hallenbereich, bauen andere Beschäftigte Komponenten für Sanitäranlagen zusammen. Alles geht seinen geregelten Gang, man wähnt sich in einem gewöhnlichen mittelständischen Gewerbebetrieb. Das besondere aber ist, dass alle Arbeiten von Mitarbeitern mit geistiger Behinderung erledigt werden. Die Freckenhorster Werkstätten erfüllen einen wichtigen Zweck. „Hier werden Menschen mit Handicap in Arbeit gebracht, was nicht nur von wirtschaftlichem Interesse ist“, zeigten sich Bürgermeister Benedikt Ruhmöller und Wirtschaftsförderer Jörg Stegemann während eines Besuches der Einrichtung angetan von dem hier Geleisteten. 

Die Freckenhorster Werkstätten im Gewerbegebiet Vatheuershof sind einer der größten Betriebe in Ahlen. Am Neuen Baum arbeiten zurzeit fast zweihundert Beschäftigte mit geistiger Behinderung, überwiegend im Bereich Montage und Verpackung. „Die Zeiten, in denen die Behindertenwerkstätten nur Kugelschreiber und Handbesen zusammenschraubten, sind lange vorbei“, räumt Antonius Wolters mit einem leider noch immer weit verbreiteten Vorurteil auf. Hier wird qualitativ anspruchsvoll gearbeitet. Und das auch mit Unterstützung von Maschinen, die man in herkömmlichen Betrieben findet. „Die Freckenhorster Werkstätten haben sich dank ihrer zuverlässigen Arbeit als wichtiger Wirtschaftsfaktor im Kreis Warendorf fest etabliert“, ist der für den Werkstatt-Bereich verantwortliche Geschäftsführer nicht frei von Stolz auf das, was seine Belegschaft leistet.

In Trägerschaft des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf gehen kreisweit an einem halben Dutzend Betriebsstätten annähernd anderthalbtausend Menschen mit Behinderungen einer betreuten Beschäftigung in modernen Werkhallen nach. „Mit Einkommen und umfänglich sozialversichert“, wie Wolters betont. Weitere eintausend Mitarbeiter sind hauptberuflich tätig im technischen oder pädagogischen Bereich sowie in der Verwaltung. Neben den sieben Gruppen, die in Ahlen Montage und Verpackungstätigkeiten für namhafte Unternehmen verrichten, arbeiten drei weitere in den Sektoren Schreinerei, Küche/Hauswirtschaft und Wachsschalenproduktion. Die Kerzenproduktion ist so erfolgreich, dass bald die komplette Herstellung von Münster nach Ahlen verlagert wird. „Mit unseren Produkten gehen wir mittlerweile auf internationale Messen, was uns europaweit Kunden beschert“, sieht Caritas-Geschäftsführer Herbert Kraft die Werkstätten in diesem speziellen „Wachs“-tumsmarkt gut aufgestellt. Viel nachgefragt seien auch die Garten- und Landschaftspfleger.

Es sei ein „tolles Miteinander mit der Stadt“, so Kraft. Hier fühle man sich wohl. Erst vor einem Jahr habe man im Olfepark eine neue Betriebsstätte eröffnet, die Niederlassung im Vatheuershof wird 2013 um sechzehn weitere Plätze im Förder- und  Betreuungsbereich erweitert. „Wir können nicht nur Maschinen laufen lassen, wir müssen die Menschen beschäftigen“, beschreibt Antonius Wolters seine ständige Aufgabe, für die Auslastung des Betriebs zu sorgen. Die Aufträge fänden sich aber oftmals von ganz allein, denn „die Firmen kommen auf uns zu.“ Es habe sich herumgesprochen, wie gut und preiswert die Werkstätten sind. Fast einhundert Kunden habe man im Kreis Warendorf, „davon allein 20 bis 30 in Ahlen.“

Den Menschen verleiht die Arbeit in den Werkstätten nicht nur geregelte Strukturen für den Tag, sondern auch eine Menge Selbstbewusstsein. „Ich gehe arbeiten!“ Dieses Gefühl spende Selbstwert an einem Ort, der nach den Worten von Zweigstellenleiter Bernd Lüttel „jeden Tag aufs Neue Geborgenheit und soziale Gemeinschaft“ bietet.