Editorial April 2011


Sehr geehrte Damen und Herren,

Japan ist ein Land mit uralten Traditionen und daraus resultierenden überkommenden gesellschaftlichen Strukturen, die zu technischen Höchstleistungen befähigen, aber auch zur Organisation der Verantwortungslosigkeit. Niemand soll „sein Gesicht verlieren", niemand letztlich verantwortlich sein. Das geht soweit, dass Ihnen erst nach abzeichnen von drei Mitarbeitern in einer japanischen Provinzbank der kleine Umtauschbetrag von Euro in Yen ausgezahlt wird, wie es mir selbst schon passiert ist. Es wundert dann nicht, wenn man der Dreifachtragödie von Erdbeben, Tsunami und Atomkrise nicht gewachsen ist, die unendliches Leid über die Bevölkerung gebracht hat. Trotzdem galt uns Japan als Musterland, nach dem Motto: „Wenn man dort unter höchster Erdbebengefahr sogar Kernkraftwerke baut, kann man die Sicherheit bei uns erst recht beherrschen. So geht es dann munter vor sich hin, man organisiert moderne Industriestaaten bis zur Gemeindeebene nach dem Muster von Versuch und Irrtum oder: „Learning by doing flops!" Man kann es noch weiter auf die Spitze treiben und von parallel Gesellschaften sprechen. Die Politik interessiert trotz ständiger andauers lautender Beteuerungen nicht was die Bürger wollen und die Bürger interessiert nicht was die Politik in endlosen Debatten umtreibt. Japan ist überall und schon in Meyers Konversationslexikon von 1907 steht unter Dummheit: „Das Wesen der Dummheit ist nur die begrenzte Fähigkeit, aus Wahrnehmungen richtige Schlüsse zu ziehen". So ist es!

Es grüßt freundlich

Peter Vaerst